Die Geschützte Radspur in der Holzmarktstraße in Berlin

Die Geschützte Radspur in der Holzmarktstraße in Berlin. © ADFC/April Agentur

Vom temporären Radweg zur schnell umsetzbaren Dauerlösung

Schnellausbauprojekte für den Radverkehr gehen auf den "taktischen Städtebau" zurück und umfassen viele Möglichkeiten, den öffentlichen Straßenraum schnell zu verändern: Die Bandbreite reicht von temporären Aktionen bis zu dauerhaften Lösungen.

Schnellausbauprojekte für den Radverkehr gehen auf den "taktischen Städtebau" zurück und umfassen ein umfangreiches Spektrum von Möglichkeiten zur raschen Veränderung des öffentlichen Straßenraums. Diese reichen von der sehr temporären Aktion bis hin zur dauerhaften Schnellausbaulösung. Ebenso wie aufwendigere, moderne bauliche Radwege sind Schnellausbau-Radwege für die dauerhafte Nutzung über Jahre hinweg geeignet.

Neu und vorteilhaft für die Kommunen sind die folgenden Aspekte: Schnellausbaulösungen für den Radverkehr wie Protected-Bike-Lanes (dt. Geschützte Radfahrstreifen) sind zeitnah und kostengünstig umzusetzen, besitzen eine hohe Flexibilität hinsichtlich der einsetzbaren Materialien und können kurzfristig nachjustiert werden und damit präziser an die Bedürfnisse und Verkehrssicherheit der Radfahrenden angepasst werden.

Charakteristika von Schnellausbau-Radwegen

  • werden von der kommunalen Verwaltung initiiert,
  • können in der verstetigten Form einschließlich Planung innerhalb eines Jahres eingerichtet werden, in der temporären Version als Pop up Bikelane sogar innerhalb von Tagen,
  • sind geplant in der Erwartung, dass sie nach der Installation noch Änderungen erfahren können,
  • werden gebaut mit Materialien, die solche Änderungen erlauben.

Varianten: Aktionsformat - Interimslösung - Dauerlösung

 

ADFC baut in Dresden temporär eine Pop-up-Bikelane auf.
ADFC baut in Dresden temporär eine Pop-up-Bikelane auf. © ADFC Sachsen

Pop-up-Bike-Lane als temporäre Aktion...

…wurden zunächst von Fahrrad-Aktivisten in den USA für Guerilla-Aktionen genutzt.

Später wurde das Format auch von Fachleuten aufgegriffen, um mit Demonstrationen auf der Straße „Protected Bike Lanes“ (dt. Geschützte Radfahrstreifen) zu testen und bürgernah zu verdeutlichen, wie auf der Straße mit diesen sehr einfachen Mitteln echte Veränderungen für mehr Verkehrssicherheit und ein höheres Sicherheitsempfinden von Radfahrenden möglich sind.  

Pop-up-Bike-Lanes wurden in großem Umfang  als Instrument des Ausprobierens von Planenden und Wissenschaftler*innen in zahlreichen Städten in den USA eingesetzt, bevor sie verstetigt wurden. Mehr dazu im ADFC-Youtube-Channel: „Complete Streets“ und im Vortrag Martha Roskowski (People for Bikes, USA), ADFC-Symposium 2016. Auch der ADFC setzt sie immer wieder im Rahmen seiner Kampagne #MehrPlatzFürsRad ein.

Pop-up-Bikelane in Berlin Hochbahnstraße
Pop-up-Bikelane in Berlin Hochbahnstraße © Peter Broytmann

Pop-up-Bike-Lane als Interimslösung...

…werden aktuell weltweit von Kommunen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie eingesetzt, um möglichst vielen Menschen schnell eine gesunde aktive Mobilität zu ermöglichen. Dazu werden an mehrspurigen Straßen kurzfristig mit provisorischen Mitteln geschützte Radfahrstreifen auf einer Kfz-Fahrbahn eingerichtet.

Wie kurzfristig ein ganzes Netz von solchen geschützten Radfahrstreifen eingerichtet werden kann, zeigt derzeit Berlin. Dort wurden seit März 2020 bereits 25 km solcher Anlagen mittels Baustellen-Equipment eingerichtet und weitere sollen folgen.

Und damit andere Städte nachziehen können, hat Berlin auch gleich noch entsprechende Regelpläne für Planende herausgebracht: „Regelpläne zur temporären Einrichtung und Erweiterung von Radverkehrsanlagen“

Basis dafür sind Regelungen in der StVO, die es Kommunen bundesweit ermöglichen, geplante Radverkehrsmaßnahmen kurzfristig vorzuziehen. Im besten Fall gestalten sie dabei das Radwegenetz gleich so optimal, wie sie es in der Post-Pandemie-Zeit behalten wollen.

Mehr dazu im ADFC-Handlungsleitfaden für Kommunen „Bleibt alles anders: Corona und der (Rad)-Verkehr“ und den dazugehörigen Maßnahmepaketen.

Protected Bikelane in Berlin Holzmarktstraße
Protected Bikelane in Berlin Holzmarktstraße. © ADFC/April Agentur

Protected-Bike-Lane als dauerhafte Lösung...

…ist ein neues Entwurfs- und Gestaltungselemente für Radverkehrsanlagen, das in den USA entwickelt wurde. Die Protected-Bike-Lane stellt eine Weiterentwicklung des konventionellen Radfahrstreifens dar, bei dem eine Kfz-Fahrspur klar vom Autoverkehr abgegrenzt wird. Dabei kommen zum Schutz der Radfahrenden Trenn-Elemente wie Poller, Baken oder Blumenkübel zum Einsatz. In Berlin und Bonn wird die verstetigte Form der schnell und kostengünstig auf der Fahrbahn einzurichtenden geschützten Infrastruktur für Radfahrende bereits angewandt.

In der verstetigen Version als dauerhafte Lösung werden diese Radverkehrsanlagen als „Protected Bike Lane“ bzw. im deutschen Sprachgebrauch auch als „Geschützte Radfahrstreifen“ bezeichnet.

Dabei ist der Grundansatz einer in kürzester Zeit zu schaffenden und ggf. auch schnell nachzujustierenden geschützten Radverkehrsinfrastruktur für Menschen aller Alters- und Nutzungsgruppen identisch.

Mehr dazu im ADFC-Positionspapier „Geschützte Radfahrstreifen“

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https://braunschweig.adfc.de/artikel/vom-temporaeren-radweg-zur-schnell-umsetzbaren-dauerloesung-16

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

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    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) setzt sich mit seinen mehr als 230.000 Mitgliedern mit Nachdruck für die Verkehrswende in Deutschland ein. Wir sind überzeugt davon, dass eine gute, intuitiv nutzbare Infrastruktur, gut ausgearbeitete Radverkehrsnetze und vor allem Platz für Rad fahrende Menschen auch dazu einlädt, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu benutzen. Wir möchten eine sichere und komfortable Infrastruktur für den Radverkehr, damit sich junge und junggebliebene Fahrradfahrende sicher und zügig fortbewegen können.

    Die Förderung des Radverkehrs ist nicht zuletzt auch ein politischer Auftrag, für den sich der ADFC stark macht. Unser Ziel ist es, alle Menschen, gleich welchen Alters und unabhängig von ihren Wohnorten, für das Radfahren und damit für die Mobilität der Zukunft zu gewinnen.

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Als ADFC-Mitglied stärken Sie Deutschlands größte Interessenvertretung der Radfahrenden. Der ADFC ist auf europäischer Ebene, bundes- und landesweit sowie im kommunalen Bereich bei den örtlichen Gemeinde- und Stadtverwaltungen aktiv und engagiert sich dort für die Förderung des Radverkehrs.  

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    • bekommen alle drei Monate die ADFC-Radwelt frei Haus; ADFC-Mitglieder in Braunschweig und dem Kreis Helmstedt erhalten darüber hinaus zweimal jährlich den PedaLeo, das Fahrradmagazin für Braunschweig

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein verkehrssicheres Fahrrad auszustatten ist, legt die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) fest. Sie schreibt u. a. zwei voneinander unabhängige Bremsen vor, damit ein Fahrrad sicher zum Stehen kommt. Ebenso vorgeschrieben ist eine helltönende Klingel. Auch zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale mit je zwei nach vorne und nach hinten wirkenden gelben Rückstrahlern sind Pflicht.

    Am wichtigsten für die Verkehrssicherheit ist neben den Bremsen die Beleuchtung. Ein rotes Rücklicht und ein weißer Frontscheinwerfer sind vorgeschrieben. Die Beleuchtung kann batteriebetrieben sein und muss tagsüber nicht mitgeführt werden. Sie muss aber dann einsatzbereit sein, wenn die Sichtverhältnisse Licht erforderlich machen. Für den Straßenverkehr zugelassen ist Beleuchtung nur mit dem Prüfzeichen des Kraftfahrtbundesamts (eine Wellenlinie, Großbuchstabe K und fünfstellige Zahl). Damit Radfahrende auch seitlich gesehen werden, sind Reflektoren in den Speichen oder Reflexstreifen an Reifen oder Felge vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmenden. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrer*in im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmenden zu rechnen.

    Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, indem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer*innen nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen.

    Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmenden gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrende auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Schutzstreifen und Radfahrstreifen? Und was ist ein Radweg?

    Die Infrastruktur für das Fahrrad ist nicht einheitlich und selten uneingeschränkt gut nutzbar. Radfahrstreifen und Schutzstreifen verlaufen beide auf der Fahrbahn und damit im direkten Blickfeld von Autofahrenden. Schutzstreifen haben eine gestrichelte Markierung und dürfen daher bei Bedarf mit dem Auto befahren werden, vor allem, um Gegenverkehr auszuweichen und nur, wenn der Radverkehr nicht gefährdet wird. Radfahrstreifen hingegen sind mit einer Linie durchgängig auf der Fahrbahn markiert und dürfen von Autofahrenden nicht befahren werden. Der ADFC macht sich für geschützte Radfahrstreifen stark, bei denen Poller, Kübel und markierte Schutzzonen Radfahrende vor dem Autoverkehr, achtlos aufgerissenen Autotüren und unerlaubtem Parken schützen.

    Ein Radweg ist durch ein blaues Radwegschild gekennzeichnet und muss in dem Fall von den Radfahrenden genutzt werden. Eine Benutzungspflicht darf aber nur angeordnet werden, wenn es die Verkehrssicherheit erforderlich macht. Behindern Blätter, Schnee oder andere Hindernisse Radfahrende auf Radwegen, dürfen sie auf die Fahrbahn ausweichen.

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